Abstract
„Politisch korrekte“ Sprachregelungen - also Versuche, diskriminierende Ausdrücke zu meiden - werden vor allem von Kommentator/innen aus dem konservativen Spektrum oft als zensur-artige Eingriffe in die Meinungsfreiheit dargestellt. In meinem Vortrag möchte ich zunächst zeigen, dass dieser Vorwurf auf einem falschen Verständnis der Ziele „politisch korrekter“ Sprachpolitik beruht: diese richtet sich im Kern nicht auf den Inhalt, sondern auf die Form von Aussagen. Bezüglich dieser Form werde ich argumentieren, dass die sprachliche Political Correctness sich aus relativ unstrittigen moralischen Prinzipien ableiten lässt und dazu dient, strukturelle sprachliche Ungleichheiten abzubauen, um einen Diskurs zu ermöglichen, bei dem Meinungen - vor allem solche, die sich auf Wert und Rechte von Individuen und Gruppen beziehen - explizit geäußert werden und Sprecher/innen für ihre Meinung verantwortlich sein müssen.
Kurz-CV
Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch lehrt englische und allgemeine Sprachwissenschaft an der Freien Universität Berlin. In seiner Forschung befasst er sich mit sprachlichen Strukturen aus einer quantitativen, gebrauchsgestützten Perspektive. Daneben schreibt er über politische Sprache und Sprachpolitik. Seine Streitschrift „Eine Frage der Moral. Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen“ ist im März 2018 im Dudenverlag erschienen.
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